Hier werden Nachrichten vom VfL Preis gegeben.
Barzagli Interview mit der Bild
Bild.de am 18.04.2009 um 12:49 (UTC)
 Barzagli: „Meister? Dann trinke ich Bier mit Magath“
Bei Spitzenreiter Wolfsburg redet fast jeder nur über die Ballermänner Dzeko und Grafite. Genauso wichtig aber die Top-Abwehr. Nur acht Gegentore in der Rückrunde sind Ligaspitze. BILD sprach mit Abwehrchef und Italien-Weltmeister Andrea Barzagli (27).

BILD: Herr Barzagli, mögen Sie eigentlich Salat?


Barzagli: „Ja, sehr gerne. Wieso? “

BILD: Weil Sie in fünf Wochen die berühmteste Salatschüssel Deutschlands in die Höhe recken könnten – die Meisterschale.

Barzagli: „Die Schale habe ich schon gesehen. Aber ich wusste nicht, dass man sie so nennt. Wäre schön, sie in der Hand zu haben! Aber wir wollen nicht zu früh anfangen zu träumen, damit wir dann nicht enttäuscht werden.“

BILD: Als Sie in der Vorbereitung Medizinballtraining machen mussten, mit einem Kollegen auf den Schultern Berge hochlaufen oder jetzt am Kopfballpendel trainieren – wie oft haben Sie in Italien angerufen und gesagt: Die spinnen, die Deutschen?

Barzagli: „Das habe ich nicht einen Moment gedacht! Das ist meine Arbeit. Da muss ich das tun, was der Trainer für richtig hält. Aber ich gebe zu: Das kannte ich vorher nicht, am Anfang war es schon sehr hart. Jetzt fühle ich mich sehr gut, bin topfit.“

BILD: Der harte Magath und italienisches Dolce Vita – wie passt das zusammen?

Barzagli: „Das geht sehr gut zusammen. Auch in Italien wird ja trainiert. Und genauso genieße ich hier auch meine Freizeit. Das ist mir sehr wichtig, mit meiner Familie Zeit zu verbringen. Ich gehe gerne mit meiner Freundin essen oder wir schauen uns Filme an.“

Bild: Italiener gelten als sehr modebewusst. Wie ist das bei Ihnen?

Barzagli: „Mode gefällt mir sehr. Es ist mir wichtig, mich gut anzuziehen. In Wolfsburg ist es allerdings etwas schwierig, Klamotten zu finden. Ich habe einen sehr persönlichen Geschmack. Ich mag italienische Mode-Labels, kaufe daher vor allem in Italien ein.“

BILD: Die Deutschen gelten als nicht sonderlich modebewusst...

Barzagli (grinst): „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt... “

BILD: Wie ist es bei den Team-Kollegen?

Barzagli: „Da gibt es einige Modesünder. Aber es versuchen wenigstens alle, sich gut anzuziehen.“

BILD: Sie sind mit 14 Mio Euro Ablöse der teuerste VfL-Spieler aller Zeiten. Eine Last?

Barzagli: „Nein, das belastet mich nicht. Aber es erinnert mich ständig an die Verantwortung, die ich dem Klub gegenüber habe. Das ist eine Menge Geld. Ich will beweisen, dass Wolfsburg es nicht umsonst ausgegeben hat.“

BILD: Luca Toni hat angekündigt, beim Gewinn der Champions League nackt über den Münchner Marienplatz zu laufen. Was machen Sie beim Gewinn der deutschen Meisterschaft?

Barzagli: „Die Bayern haben ja schon so viele Titel geholt, da muss man dann vielleicht mal was ungewöhnliches ankündigen. Ich würde mich schon über Platz 3 wahnsinnig freuen. Aber dafür müssen wir erstmal weiter gewinnen, dann können wir sehen, was passiert.“

BILD: Wenn es also am Ende was zu feiern gibt: Stoßen Sie mit italienischem Rotwein oder mit deutschem Bier mit Felix Magath an?

Barzagli: „Als Italiener trinke ich natürlich gern Rotwein. Aber wir sind in Deutschland, deshalb würde ich mit Bier anstoßen.“
 

Marcel Schäfer wird Vater
Bild.de am 07.04.2009 um 14:25 (UTC)
 Drei Punkte und ein Baby.

Die Wolfsburger Edin Dzeko (23) und Marcel Schäfer (24) machten nach dem 2:1 gegen Bayern den Schnuller-Jubel. Aber nicht Torschütze Dzeko wird Papa sondern Vorlagengeber Schäfer.


Der werdende Vater glücklich: „Ich habe es am Tag vor dem Spiel meinen Eltern und der Mannschaft erzählt.“ Dzeko: „Der Torjubel war geplant.“ Schäfer über das gelüftete Baby-Geheimnis: „Wahrscheinlich haut mich meine Nadine noch dafür.“

Mit Nadine ist „Schäfi“ seit sieben Jahren zusammen, sie leben in der Nähe von Braunschweig.

Wird’s ein Junge oder ein Mädchen? Schäfer: „Wissen wir nicht. In meiner Heimat bei Aschaffenburg sagt man `Hauptsache, der Bub ist gesund`.“

 

Ganz Wolfsburg Italiener geschockt
WAZ NEWS am 07.04.2009 um 07:36 (UTC)
 Erst am Sonntag hatte sich Artale auf den Weg nach Pescara gemacht – die Stadt liegt keine 80 Kilometer von L‘Aquila entfernt. Der Ort wurde am schlimmsten vom Erdbeben betroffen. Artale am Telefon zur WAZ: „Es herrscht Angst – die Leute hier wissen nicht, ob noch ein Beben kommt.“ 80 Prozent der historischen Stadt seien zerstört: „Viele haben Angst, dass die Häuser in sich zusammenfallen“, sagte Artale der WAZ. Aber auch Wut mische sich in die Gefühle. „Denn es gab Vorzeichen für ein Erdbeben.“ Die Hilfsbereitschaft sei enorm: „Die Solidarität hier ist groß, wer helfen kann, der hilft. Viele spenden Blut, denn das wird dringend gebraucht.“
Unterdessen wollen in Wolfsburg viele Italiener ihren Landsleuten helfen. Einige versammelten sich gestern im Centro Italiano, verfolgten Sondersendungen im italienischen TV: „Wenn Rocco wieder hier ist, schauen wir, was sinnvoll ist“, sagt Francesco Labricciosa, Schriftführer des Abruzzen-Kulturvereins. Alle machen sich große Sorgen, haben Verwandte im Katastrophengebiet: „Ich kenne die Orte gut, wo das Beben war – es ist schlimm.“ Auch Bruno Coppi, Elio Pittorra und Giovanni Scerra sind entsetzt: „Bilder wie im Krieg.“

Mein Beileid und mein Mitgefühl geht an die Opfer in Italien und an die Wolfsburger Italiener die Familie und Angehörige in
L Aquila haben.
 

Super Hackentrick bei Grafite
WAZ-NEWS am 07.04.2009 um 07:29 (UTC)
 VfL-Ersatzkeeper André Lenz ging es in dieser Situation wie allen Fans: „Da fasst man sich an den Kopf und fragt sich: ‘Was macht er denn da jetzt?’“ Grafite machte es per Hacke und strahlte hinterher: „Mir ist in Frankreich schon mal ein Tor mit der Hacke geglückt. Aber das hier war noch viel, viel schöner. Viel glücklicher als dieses Tor macht mich der Sieg der Mannschaft.“
Der Ball kullerte an den Bayern-Stars vorbei ins Tor. Abwehrchef Andrea Barzagli hatte ihm nach dem Spiel lachend geschildert: „Ich habe von hinten gepustet, dass der Ball reingeht…“
Und dann erzählt der Brasilianer: „Der Ball ist irgendwie zwischen meinen Beinen geblieben. In dem Moment war nur noch dieser Hackentrick möglich.“ Mit dem Doppelpack machte sich Grafite (wurde am Donnerstag 30) ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.
Nachträglich zum Geburtstag.
 

Wölfe“ überragend – 5:1-Sieg gegen Bayern
vfl wolfsburg.de am 04.04.2009 um 16:19 (UTC)
 
Auch der FC Bayern München kann den VfL Wolfsburg nicht stoppen. Mit einem überragenden 5:1-Sieg (1:1) bezwangen die „Wölfe“ den deutschen Rekordmeister vor 30.000 begeisterten Zuschauern in der VOLKSWAGEN ARENA und eroberten durch die Niederlage von Hertha BSC die Tabellenführung. Christian Gentner hatte den VfL kurz vor der Pause in Führung gebracht (43.). Im direkten Gegenzug konnte Luca Toni ausgleichen (45.). Edin Dzeko (63., 66.) und Grafite (73., 77.) sorgten in Halbzeit zwei jeweils mit einem Doppelpack für die Entscheidung.

In der Aufstellung der „Wölfe“ gab es keine Überraschungen. Bis auf Makoto Hasebe stand Felix Magath der komplette Kader zur Verfügung. Anders die Personalsituation bei den Münchnern: Jürgen Klinsmann musste auf Miroslav Klose, Hamit Altintop (beide verletzt), Martin Demichelis (Gelbsperre) und Daniel van Buyten (private Gründe) verzichten. Im Sturm konnte jedoch Luca Toni nach überstandenden Achillessehnenproblemen wieder auflaufen.

Führung durch Gentner – Ausgleich im Gegenzug

Zum Spiel: Es war deutlich zu spüren, dass beide Teams viel Respekt voreinander besaßen. Die Anfangsphase war von zahlreichen Zweikämpfen im Mittelfeld geprägt. Torchancen waren zunächst Mangelware. Im Laufe der ersten Hälfte hatte der Rekordmeister aus München zwar mehr Ballkontakte, konnte sich aber ebenso wenig klare Gelegenheiten herausspielen wie die Gastgeber. Beide Keeper blieben vorerst nahezu beschäftigungslos. Lediglich Philip Lahm versuchte es in der 38. Minute mit einem Distanzschuss, der jedoch kein Problem für Diego Benaglio darstellte.

Doch die Schlussphase der ersten Häfte hatte es in sich: In der 43. eine Schrecksekunde für die „Wölfe“. Der aufgerückte Lucio stieg nach einem Freistoß von Bastian Schweinsteiger am höchsten. Sein Kopfball strich nur knapp über das Tor (43.). Im direkten Gegenzug die Führung für die Magath-Elf. Misimovic brachte eine Ecke scharf vor das Tor, wo Christian Gentner völlig frei zum 1:0 einköpfen konnte (33.). Doch der Jubel verstummte schnell. Nur Sekunden später konnten die Bayern ausgleichen. Wieder war es Schweinsteiger, der einen Freistoß gefährlich vor das Tor brachte. Erneut kam Lucio zum Kopfball, den Banaglio noch abwehren konnte. Im Nachsetzen beförderte Luca Toni den Ball jedoch zum 1:1 über die Linie (45.). Anschließend ging es in die Kabinen.

Traumtor von Grafite

Auch in de zweiten Hälfte mussten die Zuschauer einige Zeit auf die erste gute Torgelegenheit warten. Weiterhin bestimmten bissig geführte Zweikämpfe die so wichtige Begegnung. Der erste gute Spielzug in Hälfte zwei führte auch gleich zur erneuten Führung für die „Wölfe“. Marcel Schäfer konnte sich auf der linken Seite durchsetzen und brachte den Ball flach in den Fünfmeterraum der Münchner. Edin Dzeko war einen Schritt schneller als sein Bewacher Breno und drückte Ball zum 2:1 über die Linie (63.). Nur drei Minuten später sogar das 3:1: Benaglio hatte einen Ball abgefangen und warf sofort ab. Nur zwei Stationen später war das Leder erneut bei Dzeko, der frei auf Rensing zulief und überlegt zum 3:1 einschoss (66.). Es war bereits Dzekos 15. Saisontreffer.

Und die Magath-Elf legte nach: Auch Grafite durfte sich in die Torschütznliste eintragen. Der Brasilianer wurd im Strafraum angespielt und schirmte den Ball geschickt mit dem Körper ab. Seiner schnellen Drehung konnte erneut Breno nicht folgen und Grafite schoss unhaltbar in die lange Ecke zum 4:1 ein (74.). Nur vier Minuten später sogar das 5:1. Grafite ließ vier Bayernspieler inklusive Torhüter Rensing aussteigen und vollendete per Hackentrick (77.). Ein absolutes Traumtor! Die Bayern hatten jetzt nichts mehr entgegen zu setzen. Mit diesem Sieg gelang den "Wölfen" der Sprung an die Tabellenpitze, da Hertha BSC Berlin eine Niederlage gegen Dortmund einstecken musste.

Das Spiel im Stenogramm:
VfL Wolfsburg: Benaglio (89. Lenz) – Pekarik (86. Dejagah), Barzagli, Simunek, Schäfer – Josué – Riether, Gentner - Misimovic – Dzeko, Grafite (85. Okubo)

Bayern München: Rensing – Lell, Lucio (66. Ottl), Breno, Lahm (80. Borowski)–Schweinsteiger (70. Sosa), van Bommel, Zé Roberto, Ribéry – Podolski, Toni


Tore: 1:0 Gentner (43.), 1:1 Toni (45.), 2:1 Dzeko (63.), 3:1 Dzeko (66.), 4:1 Grafite (74.), 5:1 Grafite (77.)



Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer



Zuschauer: 30.000



Gelbe Karten: Josué / van Bommel, Lucio, Toni

 

Andrea Barzagli Interview mit dem Abendblatt
Abendblatt am 10.03.2009 um 20:52 (UTC)
 "Ich war einer von 23, die es erleben durften"
Bei der WM feierte er den größten Triumph seiner Karriere. Im Abendblatt spricht Andrea Barzagli über seine alte und seine neue Heimat.
Von Achim Leoni; Mitarbeit: Kai Schiller

Smart, italienisch, erfolgreich: Andrea Barzagli vom VfL Wolfsburg wurde 2006 Weltmeister. Foto: Witters

Abendblatt:

Signor Barzagli, können wir das Interview auf Deutsch führen?

Andrea Barzagli:

Oje, lieber nicht. Mein Deutsch lässt noch sehr zu wünschen übrig. Ich nehme zwar Unterricht, aber ich tue mich ziemlich schwer. Zum Glück wohne ich in Wolfsburg, wo es viele Italiener gibt, die einem zur Hand gehen können.


Abendblatt:

Insgesamt sind es mehr als 6000. Wie viele von denen haben Sie schon zum Essen eingeladen?

Barzagli:

Gar keiner. Sie müssen wissen: Die Menschen hier sind sehr höflich, aber auch sehr diskret. Sie grüßen, aber sie wollen nicht unbedingt in dein Leben eindringen. Das war bei meiner letzten Station in Palermo sicher ein wenig anders.


Abendblatt:

Wie verständigen Sie sich denn mit Ihren Kollegen?

Barzagli:

Auf dem Feld ist es nicht schwer, sich zu verständigen. Eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Italienisch, irgendwie geht das schon. Und dann gibt es ja noch Gesten. Aber ich gebe zu: Am Anfang war es nicht so leicht. Deutsche und Italiener haben doch etwas unterschiedliche Auffassungen ...


Abendblatt:

Wie meinen Sie das?

Barzagli:

Was den Fußball betrifft. Hier wird viel offensiver gespielt als in Italien, dem Land des Catenaccio. Dort wird mehr Wert auf die Defensive gelegt. In der Fußballausbildung lernst du zuerst das Verteidigen, dann den Angriff.


Abendblatt:

Das heißt, Sie haben es als Verteidiger in Deutschland nicht unbedingt leichter.

Barzagli:

Sicherlich nicht. Aber man kann sich daran gewöhnen.


Abendblatt:

Welcher Kulturschock ist für einen Toskaner der größere: Sizilien oder Norddeutschland?

Barzagli:

Zum Glück fühle ich mich überall wohl. Die größte Umstellung hier war sicherlich das Klima.


Abendblatt:

Sie sind aus Palermo nach Wolfsburg gewechselt. Dort sind zum Wochenende 15 Grad und Sonnenschein vorhergesagt ...

Barzagli:

In Palermo kann man es wirklich gut aushalten. Vor allem musst du nie schwere Mäntel tragen. Aber ich fühle mich auch hier sehr wohl. Um ehrlich zu sein: Ich vermisse Italien nicht sehr mit all den Problemen, von denen man im Fernsehen hört. Es scheint ein Land geworden zu sein, in dem man sich in einigen Städten nicht mehr sicher fühlen kann. Das scheint mir hier doch anders zu sein. Es gibt mehr Anstand, Regeln werden eher respektiert als in Italien.


Abendblatt:

Was wussten Sie über Wolfsburg?

Barzagli:

So gut wie nichts. Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt, bevor ich den Vertrag unterschrieben habe, war auch einen Tag hier. Was mich überzeugt hat, war, dass der Verein mich unbedingt haben wollte. Mich hat die Vorstellung immer fasziniert, eine andere Meisterschaft zu spielen. Wir Italiener neigen ja eigentlich nicht dazu, die Serie A zu verlassen.


Abendblatt:

Das scheint sich gerade zu ändern. Cristian Zaccardo spielt mit Ihnen in Wolfsburg, auch Bayern München hat mit Luca Toni und Massimo Oddo zwei Weltmeister im Kader ...

Barzagli:

... und Fabio Grosso ist zu Olympique Lyon gegangen. Toni erzählt, dass es ihm wohl ergeht, Grosso auch. Damit haben sie eine Tür geöffnet. Die italienischen Spieler sind heute aufgeschlossener gegenüber dem Ausland.


Abendblatt:

Auch weil die italienische Meisterschaft ihre Attraktivität eingebüßt hat?

Barzagli:

Ein wenig vielleicht, auch wenn es für mich immer noch eine der schönsten Meisterschaften ist. Aber schauen Sie einmal auf die Bundesliga: Da gibt es zehn starke Mannschaften, die um Meisterschaft, Champions-League- und Uefa-Cup-Plätze kämpfen. Vor der Saison hätte ich gesagt: Bayern ist Favorit. Jetzt gibt es viele. In Italien gibt es immer nur diese zwei, drei Vereine, die den Titel unter sich ausmachen. Da könnte es kein Hoffenheim geben und auch kein Wolfsburg.


Abendblatt:

Am Sonntag treten Sie beim Tabellenführer HSV an. Werden wir in dem Spiel den nächsten deutschen Meister sehen?

Barzagli:

Dafür ist es wohl noch zu früh. In jedem Fall ist es ein richtungweisendes Spiel. Hamburg könnte sich mit einem Sieg schon ein wenig absetzen. Wir dürfen nicht verlieren, um dranzubleiben.


Abendblatt:

Hätten Sie den HSV an der Spitze erwartet?

Barzagli:

Vor Saisonbeginn sicherlich nicht, da habe ich die Bayern vorn erwartet. Jetzt ist alles offen. Ob wir schon reif für den Titel sind, weiß ich nicht. Für eine so kleine Mannschaft wie die unsere wäre schon das Erreichen der Champions League ein Traum.


Abendblatt:

Ist "L'Amburgo" in Italien noch ein Begriff?

Barzagli:

Wenn du einen Juventus-Fan nach Magath und 1983 fragst, hat das sicher keiner vergessen. Aktuell sind die Bayern, Bremen, Schalke durch ihre Präsenz in der Champions League wahrscheinlich bekannter.


Abendblatt:

Sie haben an Hamburg gute Erinnerungen, 2006 haben Sie hier das WM-Viertelfinale gegen die Ukraine gespielt und gewonnen. Wo bewahren Sie eigentlich Ihre Goldmedaille auf?

Barzagli:

Die habe ich zu Hause in Florenz.


Abendblatt:

Träumen Sie manchmal noch von der WM?

Barzagli:

Wenn ich daran denke oder Bilder sehe, kommt dieses Gefühl, dieses Schaudern, diese intensive Erinnerung wieder hoch. Vielleicht waren wir uns als Mannschaft zunächst gar nicht dessen bewusst, was wir geleistet haben. Von dem, was in Italien los war, haben wir in unserem Hotel ja kaum etwas mitbekommen. Bei der Rückkehr wurden wir in Rom von einer Million Menschen empfangen. Das ist Geschichte, die bleibt. Und ich war einer von den 23, die es leben durften. Weltmeister zu sein - es fällt mir schwer, darüber zu reden, weil es mich noch immer sehr berührt. Es ist der Traum jedes Jungen, der mit dem Fußballspielen anfängt. Für fast alle bleibt es ein Traum, diesen Pokal zu berühren.


Abendblatt:

Ist es dieser Moment, an den Sie vor allem zurückdenken?

Barzagli:

Ich denke an die Gemeinsamkeit. Wir waren 50 Tage zusammen, Spieler, Betreuer, es gab nie Probleme, wir hatten Riesenspaß miteinander. Heute denke ich, dieser WM-Sieg war vor allem ein Sieg unseres Mannschaftsgeists. Natürlich war es auch ein Riesenstress. Ich glaube, jeder von uns hat in der Zeit fünf, sechs Kilo verloren. Aber wir haben davon nichts gemerkt.


Abendblatt:

Hat dieser 9. Juli 2006, der Tag des WM-Finales, Ihr Leben verändert?

Barzagli:

Das wäre zu viel gesagt. Im Jahr darauf hat es sicher manches erleichtert. Wo immer wir waren, waren die Türen weit aufgesperrt. Aber dass du Weltmeister bist, zählt nach ein paar Monaten auch nicht mehr, wenn die Leistung nicht stimmt. Es bleibt eine schöne Erinnerung, aber du musst dich immer aufs Neue beweisen. Der Fußball vergisst schnell: das Gute wie das Schlechte.


Abendblatt:

Hat es Sie geschmerzt, dass Sie im Endspiel nicht zum Einsatz kamen?

Barzagli:

Absolut nicht. Ich war froh, zu den 23 zu gehören. Ich war nun einmal der vierte Innenverteidiger, vor mir waren Klasseleute wie Cannavaro, Nesta, Materazzi ...


Abendblatt:

... was hat Letzterer doch gleich zu Zidane gesagt?

Barzagli:

Die beiden werden wohl ein paar Sprüche ausgetauscht haben (lacht). Aber um auf die andere Frage zurückzukommen: Ich habe zwei Spiele mitgemacht, und nicht ganz unwichtige: Achtel- und Viertelfinale. Dass ich im Endspiel nicht dabei war, war normal. Aber unabhängig davon: Jeder in dieser Mannschaft war ein Fan des anderen.


Abendblatt:

Was war der erste Gedanke am Morgen danach?

Barzagli:

Für zwei, drei Tage haben wir es noch gar nicht geglaubt. Wir waren neugierig auf das, was uns in Italien erwartet. Aber wir waren auch ein wenig traurig, unser Hotel in Düsseldorf zu verlassen, wo wir Schönes erlebt haben.


Abendblatt:

Die Profis verdienen heute mehr denn je. Glauben Sie, dass die Wirtschaftskrise auch auf den Fußballmarkt durchschlagen wird?

Barzagli:

Die Menschen gehen trotz der Wirtschaftskrise ins Stadion, sie schauen die Spiele an, sie kaufen sich die Trikots. Ich glaube, dass der Fußball ein so großes Business ist, dass er nicht von der Krise in den Abgrund gerissen werden wird. Aber natürlich: Wenn die Vereine weniger Geld haben, werden sie den Spielern auch weniger bezahlen.


Abendblatt:

Auch Volkswagen als Hauptsponsor des VfL ist nicht mehr auf Rosen gebettet. Ist man sich als Fußballprofi der Sorgen und Nöte der Fans bewusst?

Barzagli:

Ja. Wir Fußballer leben schließlich nicht auf einem anderen Planeten. Wenn es eine Krise gibt, nimmst du die auch wahr, auch wenn sie dich nicht unmittelbar betrifft. Wenn ich nach Hause komme, merke ich, wie glücklich ich mich schätzen kann. Nicht jeder meiner Freunde zu Hause hat so viel Glück gehabt wie ich. Aber das hat nichts an unserem Verhältnis geändert.


 

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